Montag, 13. Dezember 2010

Existenzrisiko Kinder? Oder Existenzrisiko Begierde?

Existenzrisiko Kind: Elternzeit ja, Weiterbeschäftigung nein - Politik | STERN.DE
Das Ehepaar ist auf beide Gehälter angewiesen, hat sich eine Eigentumswohnung gekauft.
Sie ist Modedesignerin, war bis zu ihrer Abwerbung auf ihre jetzige Stelle in leitender Position.Gut verdienende Karrierefrau mit 12 Stunden Arbeitszeit pro Tag und häufig Wochenendarbeit. Er ist Geschäftsführer in der Gastronomie. Es sieht im Artikel doch stark so aus, dass es sich hier um Gutverdiener handelt.

Und dann kleben die sich so einen Klotz ans Bein, bei dem sie auf beide Gehälter angewiesen sind? Mit Arbeitslosigkeit haben die beiden scheinbar nicht gerechnet (passiert ja heutzutage auch nie). Und dann ist sie plötzlich da und eine Welt bricht zusammen. Und alle heulen rum, dass das Kind dran schuld ist. Irgendwie schaffen es aber eine ganze Menge Geringverdiener ihre Kinder durch zu bringen. Und das mit Geldern, wo man sich als Normalsterblicher schon fragt, wie man davon alleine überleben soll. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass eine Diskriminierung wegen Kinderkriegen schlimm ist. Aber man sollte auch nicht so scheiße mit seinem Geld haushalten, dass man keine Einbußen beim Verdienst hinnehmen kann. Dann müssen sie halt ihre Eigentumswohnung wieder verkaufen. Es ist ja nicht so, dass die armen bedauernswerten Eheleute keinen Besitz hätten. Würden wir so rumheulen, wenn die Designerin ihre Stelle verloren hätte, weil sie es einfach nicht mehr gebracht hätte? Weil eine andere einfach besser für den Job wäre? Nein, würden wir nicht. Weil dann ist sie ja selbst dran schuld. Und das ist das Prinzip auf dem unsere Wirtschaft aufbaut.

Und das ist auch das Problem. Es ist das System, das es nicht zu lässt, dass jemand der Karriere machen will, mal eben eine Auszeit nimmt. Es ist einfach nicht drin. Willst du deine alte Stelle wieder haben, nimmst du dir gefälligst so wenig Auszeit wie möglich. Kinder werden auf den Partner abgeschoben. So müssen es alle Männer machen, die nach oben kommen wollen. Und auch alle Frauen. Wäre die Trulla anstelle von vierzehn Monaten nur eineinhalb Monate ausgefallen, hätte die Firma gar keine Möglichkeit und keinen Bedarf gehabt, die Stelle noch mal anders zu besetzen.

Es ist schön, dass die Politik versucht mit dem Elterngeld und den Regelungen herum den Arbeitsplatz von Eltern zu sichern. Ein gangbarer Weg (wie die ganzen Beispiele es zeigen) ist es es nicht. Die Wirtschaft regiert weiter nach ihren Regeln. Dort müsste die Regierung angreifen. Sie müsste den Rahmen schaffen, dass es nicht mehr die Voraussetzung für jedeweden Job ist, dass man 8 Stunden am Tag verfügbar ist. Aber anstelle klar zu machen, dass diese Arbeitszeiten nichts sind, was der Gesellschaft zuträglich ist, arbeitet man daran, dass die Menschen noch länger arbeiten sollen. Im Osten beträgt die reguläre Arbeitszeit schon 42 Stunden, die feuchten Träume gehen eher hin zu 45-50 Stunden. Schaut man genau hin, sind wir in vielen Bereichen schon so weit. Überstunden kriegt man meist nicht mehr bezahlt, sondern darf sie abfeiern. Natürlich nur mit Erlaubnis der Unternehmen. Viele Unternehmen haben aber Regelungen, wann die Überstunden verfallen, beschäftigen aber gleichzeitig ihre Arbeitnehmer so sehr, dass sie keine Chance haben einen Freizeitausgleich zu nehmen.

Solange diese Regel der "effektiven Ausnutzung" der Arbeitszeit durch die deutsche Wirtschaft weiter ausgeübt werden darf, so lange werden wir uns mit Problemen von Müttern herumschlagen müssen. Eine andere Möglichkeit ist nur noch die Selbstregulierung, d.h. der Arbeitsmarkt muss so leer geräumt sein, dass es sich auch noch lohnt Personen nach der Elternzeit weiter zu beschäftigen.