Sonntag, 21. November 2010

Die Grünen wollen ein neues Krankenversicherungssystem

Auf ihrem Parteitag haben die Grüne festgelegt: wir wollen, dass alle nur noch in eine Kasse einzahlen. Wow. Alle, also auch Selbstständige, Beamte und Gutverdiener. Und dann sollen auch noch alle Einkommensarten mit einbezogen werden, das wären unter anderem Mieteinnahmen und Zinsen. Zusatzzahlungen und Praxisgebühren sollen wegfallen und auch der Sonderbeitrag von 0,9 %. Hey, das klingt gerecht.

Für die Selbstständigen wird sich da auch wenig ändern, ob die jetzt in ihre spezielle Krankenkasse einzahlen oder ein eine Bürgerversicherung bleibt egal. Auch für Gutverdiener bleibt es ähnlich, ihre Beiträge fließen halt woanders hin. Nur die Beamten werden für den Staat teurer werden. Zumindest auf dem Papier, weil nun die Arbeitgeberbeiträge mit in den Beamtenlohn eingerechnet werden müssen. Das ist aber nur eine Formalie, weil der Staat die Krankenkosten der Beamten sowieso mit 50-80 % übernommen hat.

Interessant bleibt die Beitragsbemessungsgrenze. Für jedes Einkommen überhalb dieser Grenze muss kein Beitrag in die Krankenversicherung geleistet werden. Hier hat der Reiche (aktuell ab 45.000, von den Grünen gefordert ab 66.000 Euro) einen gewissen Vorteil. Allerdings erhält er auch nur Krankengeld bemessen an der Beitragsbemessungsgrenze. Trotzdem frage ich mich, ob man anhand des ansammelnden Reichtums/Einkommens an der Spitze sich so eine Grenze leisten will? Aufgrund meiner Milchmädchenrechnung ;) wird da rund 12 % des deutschen Einkommens nicht in die Krankenkassenfinanzierung mit eingeschlossen (Die 10 % Reichsten verdienen ca. 25% des deutschen Einkommens und davon werden 49 % (PDF, Seite 68, Durchschnittsverdienst 88.000 Euro) durch die Beitragsbemessungsgrenze (zur Zeit 45.000 Euro) nicht mit einbezogen). Das nimmt natürlich zu, je reicher einige Teile der Bevölkerung werden, und ab, wenn das Geld wieder gerechter verteilt wird.

Da die Bemessungsgrenze aber auch eine Rolle beim Krankengeld spielt aber zusätzliche Einnahmen wie Miete und Zinsen, die auch im Krankheitsfall weiter laufen (anders als der Arbeitslohn), ist das eine komplexe Angelegenheit das zu ordnen. Sie stammt aus einer Zeit, als die Krankenkassen noch 95 % ihrer Ausgaben für Krankengeld aufwendeten. Heutzutage sind das nur noch 2 % (vgl. hier und hier).