Dienstag, 12. Oktober 2010

Ersetzen sie bitte Roma durch Türken und Tschechien durch Deutschland

Hmm, und da denkt man, wir Deutschen wären die einzigen, die sich mit rassistischen Problemen rumschlagen müssten. Dieser Artikel könnte uns gut den Spiegel vorhalten; so drastische Worte würde man bei uns aber nicht finden, wenn es um Übergriffe durch Neonazis geht, oder die Integration von Einwanderern. Statt dessen jubeln alle Thilo Sarrazin zu oder schwingen populistische Reden, dass die Zuwanderung von Moslems endlich gestoppt werden muss. Da sind wir also keinen Deut besser als unsere Nachbarländer.


Tschechien und Slowakei: Roma ohne politische Teilhabe | tagesschau.de
"Mangelnder politischer Wille"

Es mangele schlicht am politischen Willen, die Probleme anzupacken, meint die amerikanisch-stämmige Menschenrechtsaktivistin Gwendolyn Albert. Hinzu kommen die tief wurzelnden Vorurteile gegenüber der Roma-Minderheit. "Es gibt hier in Tschechien eine quasi unsichtbare Gruppe von Roma, die voll integriert sind: Sie arbeiten, sie zahlen Steuern, sie besitzen Unternehmen, aber diese Erfolgsgeschichten dringen zu den Leuten einfach nicht durch."

Gleichzeitig lebten viele Roma in so großer Armut, so Albert weiter, "dass sie einfach nicht wissen, wo die nächste Mahlzeit herkommen soll". Diese Leute hätten "keine Chance auf Bildung und Integration, für sie rücken ganz andere Dinge in den Vordergrund. So sieht das Leben der Armen nun mal aus."

Tätliche Angriffe

Die verbalen und tätlichen Angriffe haben in jüngster Zeit so drastische Ausmaße angenommen, dass Roma in Scharen nach England oder Kanada auswanderten. Kanada hat für Tschechen deshalb im vergangenen Jahr wieder eine Visumspflicht eingeführt. Einen Höhepunkt erreichten die Feindseligkeiten, als Neonazis im April 2009 das Haus einer Roma-Familie in Vitkov mit Molotow-Cocktails in Brand setzten. Ein zweijähriges Mädchen erlitt schwerste Verletzungen und wurde sieben Monate lang im Krankenhaus behandelt. Die Bilder der kleinen Natalka haben die Tschechen tief berührt; politisch bewegt sich dennoch wenig.